Unter der ßberschrift
"COMEBACK Absturz, Rotorwelle gerissen"
habe ich auch einen Beitrag geschrieben aber das Thema scheint mir so allgemein gültig, dass ich es hier etwas abgewandelt wiederhole:
Ein Absturz ist natürlich ärgerlich und den Frust danach kann ich (aus eigener, nicht
seltener Erfahrung...) gut nachempfinden. Nach so einer Pleite ist die Ursachensuche
besonders wichtig denn so etwas soll sich ja nicht wiederholen.
Aber,
jetzt (nur) einen Materialfehler oder Fehler beim Hersteller vermuten ist nicht die Lösung.
Natürlich ist z.B. ein Materialfehler nicht ganz auszuschließen aber in der Regel doch
sehr unwahrscheinlich. Rotorwellen sind aus geprüftem und hochwertigem Stahl. Wenn
wirklich ein Materialfehler für einen Bruch ursächlich sollte, dann ist das ohne
Schwierigkeit an der Bruchstelle zu erkennen und muss nicht diskutiert werden.
Wenn aber an der Mechanik etwas geändert wurde, beispielsweise die Rotorwelle
verlängert worden ist, kann auch da die Ursache für einen Bruch liegen.
Bei meinen vielen Konstruktionen und Versuchen musste ich immer eine - bei
Konstrukteuren generell bekannte - genaue Abstimmen zwischen Wellenlänge,
Lagerabstand, Arbeitsdrehzahl, Wellenbelastung usw. beachten und da habe ich
manchmal schon im Versuchsstadium (im Prüfstand z.B.) viel Lehrgeld zahlen müssen.
Es kam durchaus vor, dass eine an sich prima ruhig laufende Konstruktion plötzlich bei
einer bestimmten Drehzahl verrückt spielte, sich aufschaukelte und sich manchmal fast
selbst zerlegte.
Welle etwas länger oder kürzer, anderer Lagerabstand oder andere Drehzahl, schon war
alles wieder in Butter.... bis zur nächsten ßnderung.
Das war beim COMEBACK nicht anders. Auch da bedurfte es diverser Versuche und
entsprechender Erfahrung alles aufeinander abzustimmen. Und jede ßnderung kann da
(muß aber nicht) ins Auge gehen. Das gilt besonders für Mechaniken, die in
Eigenkonstruktionen eingesetzt und entsprechend in den Abmessungen geändert oder
z.B. mit einem anderen (Scale?) Kopf geflogen werden.
Manchmal genügen - und das gilt für alle Fabrikate - lächerlich gering erscheinende
ßnderungen und nichts geht mehr.
Typisches und öfter vorkommendes Beispiel = Heckausleger.
Den Ausleger zwei, drei Zentimeter länger oder kürzer machen = Das Heck vibriert wie
verrückt oder ist super ruhig.
Die Abstützungen der zum Heckrotor laufenden Welle etwas verschieben = Welle sauber
und ruhig oder sie spinnt in großen Bögen.
Die Stützstreben für das Heckrohr weiter vor oder zurück bzw. länger oder kürzer machen
= Das Heckrohr steht oder ist 3cm breiter.....
Also,
bei Eigenkonstruktionen und vor allem Abweichungen von Erprobtem oder bei
Kombinationen mit anderen Bauteilen:
Vorsicht.
Das kann gut gehen - tut es meistens auch - aber auch ins Auge.
Zum Thema 10mm oder 12mm Hauptrotorwelle.
Die 12mm sind im Moment ein Trend, einer fängt damit an, andere machen es nach,
warum weiss eigentlich keiner so recht und von der Materialqualität spricht überhaupt
niemand. Nur vom Durchmesser zu sprechen ist eine völlig unnötige Diskussion.
Ich wünsche allen Helibegeisterten viel Spaß am Bauen, am Fliegen, am Tüfteln und am
Diskutieren, vor allem aber wenig ernsthaften Bruch und immer ein paar Zentimeter Platz
unter den (gewollten oder ungewollten) tiefsten Flügen.
Dieter Schlüter