Die "Leiden" des jungen M.

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  • Wolfgang Meyer
    Wolfgang Meyer

    #1

    Die "Leiden" des jungen M.

    Damit es hier im F3C-Forum mal nicht zu ruhig wird, will ich mal wieder eine kleine Anekdote eines "F3C-Verstrahlten" erzählen:

    Als F3C-Fuzzi ist man ja permanent auf der Suche nach der pefekt schwebenden und gleichzeitig brutalst kunstflugtauglichen Maschine, die einem möglichst morgens auch noch den Kaffee ans Bett bringt - will sagen: Man ist ewig auf der Suche nach weiteren Verbesserungen...

    Bei meiner Maschine ist (war) nun mal das Schwebeflugverhalten der wunde Punkt - obenrum ging der Heli wie die Sau, mir lag noch kein Heli besser, nur beim Schweben mit Wind und bei den Pirouetten habe ich regelmässig ins Klo gegriffen, also muß eine Modifikation her...schließlich ist man gelernter Feinmechaniker und hat eine einigermassen ausgerüstete Werkstatt zur Verfügung!

    Es wurden also die ersten Gedankenmodelle eines Rotorkopfumbaus durchgespielt, der Kopf sollte möglichst nah an der originalen Optik bleiben, aber gleichzeit erheblich besser schweben...freundlicherweise stellte mir der Hersteller ein Zentralstück leihweise zur Verfügung (danke!), so daß ich meinen Kopf nicht zerlegen musste um ihn zu vermessen.

    Eines schönen Tages in einem Anfall von Arbeitswut wurde dann ein Schmierpapier genommen und das Zentralstück vermessen und gleichzeitig nebenbei das geänderte Zentralstück gezeichnet - so frei Hand mit Kugelschreiber...

    Alle Eventualitäten wurden durchgespielt und heraus kam: Das Meyer´sche Kampfzentralstück zur Abwehr der japanischen F3C Armada

    Als nächstes wurde beim NE-Metall Händler meines Vertrauens eine Stange aus hochfestem Flugzeugalu (7075T6) geordert und zur Zerspanung vorbereitet (auf Länge gesägt).

    Schließlich war es dann soweit, ich hatte ein paar Tage "Luft" und konnte frohen Mutes an den Kopfumbau gehen - hierzu fertigte ich zunächst eine neue Hauptrotorwelle aus randschichtgehärtetem Stahl an (natürlich bricht einem dabei der einzige 3mm Vollhartmetallbohrer ab), also neuen Bohrer bestellen und weitermachen. Schließlich war die erste Hauptrotorwelle fertig und ich ging mit Elan an die Zerspanung von hochfestem Alu.

    Es folgten zwei Tage an konventionellen Dreh- und Fräsmaschinen (CNC haben wir noch nicht), an denen ich häufiger kurz vor dem Verzweifeln war, weil entweder etwas nicht zu fertigen war wie ich es mir vorgestellt hatte, oder weil mir schlicht das Werkzeug fehlte - aber schließlich waren sie fertig: Die beiden ultimativen Zentralstücke - sie mussten nur noch gebohrt werden, na das mache ich denn mal so eben schnell, dachte ich mir und bohrte flugs in das erste Teil...

    Der abendlich erste Zusammenbauversuch scheiterte zunächst daran, daß die Rotorwelle partout nicht durch die Taumelscheibe wollte, also abends (ca. 22.00 Uhr) noch mal schnell in die Firma und die Rotorwelle mit Schmirgelleinen abgezogen bis sie passte.

    Beim weiteren Zusammenbau stellte ich dann fest, daß ich mich beim Zentralstück natürlich (nur noch eben schnell bohren, klar) verbohrt hatte und die Paddelstange nun nicht rechtwinklig zu den Rotorblättern lag, sondern den Rotorblättern ca. lustige 10° voreilte...

    Die Flüche wiederhole ich hier nicht, aber sie waren laut und hässlich

    Dann folgt die Phase der Frustration (alles scheisse, warum tust du auch so was, bist du den bekloppt dir so was anzutun, passt doch sowieso nicht, usw.)

    Also frustriert ind Bett gehen...am nächsten morgen sieht schon wieder alles anders aus (hah, das wäre doch gelacht, du wirst doch wohl noch so einen Rotorkopf umabuen können) und dich gehe mit Elan an das Bohren des zweiten Zentralstücks - diesmal klappt alles, also wieder alles montieren die Paddelstange steht jetzt rechtwinklig und alles sieht gut aus - bis ich an die Gestänge gehen will und mir auffällt, daß ich die Paddelebene nun so nah an die Rotorebene gebracht habe, daß ich gar keine so kurzen Hebel von der Paddelstange zu den Blatthaltern bauen kann (zumindest nicht mit den Hausmitteln) - wieder Frust !!!

    Wieder eine Nacht wenig bis gar nicht geschlafen, bis der nächste Einfall kam um wenigstens den Kopf ansatzweise zu retten - ich baue mir "Verlängerungen" damit ich längere Hebel einsetzen kann!

    Also schnell wieder an die Drehmaschine und weitere Teile bauen...die ersten natürlich verbohren (wie sollte es anders sein) und nochmal welche bauen, festellen, daß diese zu kurz sind und nochmal welche bauen, diese dann endlich fertig haben bis auf die M2 Gewinde.....

    Kennt Ihr das hässliche Geräusch, wenn auf einem Freitag Abend der einzige M2 Gewindebohrer tief im Teil abbricht* Kein Werkzeughändler hat mehr auf, das Wochenende mit einer hervorragenden Wettervorhersage steht vor der Tür und ihr guckt verzweifel auf ein kleines VA-Teil in dem ein Gewindebohrer (oder die Reste davon) steckt...

    Das Leben stinkt...

    Um es kurz zu machen: Ich habe die Teile nochmal neu gemacht (nachdem ich neue Gewindebohrer hatte) habe den Kopf montiert - aber irgendwie gefiel mir diese Notlösung nicht - der ganze Heli ist (für mich subjektiv) vom Feinsten und dann so einen "umgefrickelten" Kopf *

    Nein, also alles anders - ich habe mir einen Kopf von einem japanischen F3C Heli besorgt (was für eine Schande, aber manchmal muß man die Japse mit ihren eigenen Waffen schlagen ) und dann auf die Mechanik gebaut - und nun*

    Es klappte reibungslos, der Umbau war binnen eines Tages erledigt und der Heli schwebt wie ein Bär, nur obenrum fehlt noch ein bißchen was, aber das werde ich auch noch hinbekommen...

    Was lerne ich daraus: Man kann einen Kopf ohne CAD System und CNC Maschinen entwerfen und bauen, aber man braucht viel Zeit, viele Bohrer und viel Material

    Erwähnte ich schon, daß ich mich demnächst mit CAD beschäftigen will - ich gebe nicht auf !!!

    Anbei noch ein Bild von den beiden Versionen...

    Angehängte Dateien
  • Stefan Reusch
    Stefan Reusch

    #2

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    • Wolfgang Meyer
      Wolfgang Meyer

      #3
      Re: Die "Leiden" des jungen M.

      Ha, Stefan, ich will doch nicht so eine primitive Lösung wie Du haben

      Nee, im Ernst, der Gedanke war, daß ich durch den Pitchkompensator ca. 28mm höher mit der Rotorebene komme, diese 28mm wollte ich im Zentralstück weitestgehend wieder einsparen - ich wollte halt keinen "Longneck" fliegen

      Kommentar

      • Markus Zander
        Member
        • 04.06.2001
        • 227
        • Markus

        #4
        Re: Die "Leiden" des jungen M.

        Konnichiwa Wolfgang,
        coole Geschichte, wie heißt der " Neue " denn jetzt:
        der JR - Joker, oder Deutscher F3C Heli - Japangetunt.
        Hörst du nachts nicht Stimmen "Huuuuuuu, Huuuuuuuu" mein Rotorkopf ist weg.
        Ab jetzt auch Shusi Wolfgang.
        Halte durch.
        Sayonara
        Gruß Markus

        Kommentar

        • Hawk
          Hawk

          #5
          Re: Die "Leiden" des jungen M.

          Zitat von Markus Zander
          Konnichiwa Wolfgang,
          coole Geschichte, wie heißt der " Neue " denn jetzt:
          der JR - Joker, oder Deutscher F3C Heli - Japangetunt.
          Hörst du nachts nicht Stimmen "Huuuuuuu, Huuuuuuuu" mein Rotorkopf ist weg.
          Ab jetzt auch Shusi Wolfgang.
          Halte durch.
          Sayonara
          Gruß Markus
          Sehr schön Geschrieben!

          Kommentar

          • firehead
            Senior Member
            • 06.02.2003
            • 1886
            • Michael
            • Rheine (NRW)

            #6
            Re: Die "Leiden" des jungen M.

            Schöne Geschichte,

            dein Vorsatz, ab jetzt auf CAD zu setzen ist glaube ich eine gute Idee. Ansonsten werde ich dir auch gerne mal was im CAD machen, wenn du mir deine ausgedachten Bauteile schilderst. Aber bleib am Selbstkonstruieren und -bauen dran. Es ist immer wieder toll die Ideen und Ergebnisse solcher Aktionen zu sehen.

            Viele Grüße

            Michael
            [FONT="Comic Sans MS"]Hughes 500E JetCat PHT2[/FONT]

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            • Eddi E. aus G.
              Gast
              • 12.12.2003
              • 6399
              • Edward

              #7
              Re: Die "Leiden" des jungen M.

              Und vor allem liebe ich diese Leidensgeschichten mehr davon!

              Kaufen, schrauben, fliegen kann ja jeder

              Eddi

              Kommentar

              • JMalberg
                RC-Heli TEAM
                • 05.06.2002
                • 22567
                • J
                • D: um Saarbrücken drum rum

                #8
                Re: Die "Leiden" des jungen M.

                PINNEN!!! Herrlich!
                Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Klappe halten oder nachfragen!
                Der Dunning-Krueger-Effekt ist immer und überall!

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                • Bernhard Malle
                  Bernhard Malle

                  #9
                  Re: Die "Leiden" des jungen M.

                  Hallo Wolfgang,

                  ich fände es wirklich interessant, wenn Du über Deine Erfahrungen mit dem japanischen Kopf berichten könntest. Es gibt ja immer noch das verbreitete Vorurteil, dass MFS-Köpfe nicht gut schweben können. Hier hätte man die Möglichkeit, bei ansonsten unveränderten Bedingungen (Pilot, Rumpf, restliche Mechanik, Gewicht, Heck, Kreisel, etc.- was vergessen?) zu testen, ob der modifizierte "nicht-MFS"-Joker jetzt besser schwebt.

                  Bernhard

                  Kommentar

                  • Stefan Reusch
                    Stefan Reusch

                    #10
                    Re: Die "Leiden" des jungen M.

                    Hi Bernhard

                    Das MFS Köpfe nicht gut Schweben ist ein sehr hartnäckiges Vorurteil das auch so pauschaliert nicht stimmt.
                    Nur im speziellen Fall F3C Schweben ist er etwas im Hintertreffen, und das vor allen Dingen bei der Reaktion auf Pitch. Hintergrund sind wohl die schweren Paddel die im F3C eingesetzt werden um eine gewisse Flugruhe
                    in den Heli zu bekommen.
                    Tatsache ist dass der Joker mit den Originalpaddeln oder anderen in der Gewichtsklasse für einen Turnheli hervorragend schwebt, der einzige den ich da als noch besser empfunden habe ist der Vision SX Pro.
                    Und ansonsten ist der Joker Kopf in der Summe aller Eigenschaften einer der besten die ich kenne. Obenrum bekomme ich das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht mit dem Joker Kopf. Nur halt das reine F3C Schweben mit schweren Paddeln ist nicht so toll, aber dan kann der Kopf nix für, das liegt wohl am zu grossen Verharrungsmoment der dann recht schweren Paddelebene auf axiale Verschiebung.
                    Gruß
                    Stefan

                    Kommentar

                    • firehead
                      Senior Member
                      • 06.02.2003
                      • 1886
                      • Michael
                      • Rheine (NRW)

                      #11
                      Re: Die "Leiden" des jungen M.

                      das liegt wohl am zu grossen Verharrungsmoment der dann recht schweren Paddelebene auf axiale Verschiebung.
                      Das trifft meiner Meinung nach den Nagel auf den Kopf. Ich denke für das Beharrungsvermögen der Paddelstange auf ihrer Ebene gibt es zwei Gründe. Zum einen das Gewicht, also die Massenträgheit. Zum anderen wird sie aber auch aerodynamisch auf ihrer Ebene stabilisiert. Bei Steuern der Pitchfunktion muss sie also quer dazu ohne ein Anstellen der Paddel rauf und runter bewegt werden. Vergleichen kann man das anschaulich mit einem Messer (Paddel) mit dem man durch Butter (luft) fährt, da fällt es einem auch schwer, dieses quer zur Schneide durch die Butter zu bewegen. Bei den aerodynamischen Kräften, die bei den üblichen Drehzahlen auftreten durchaus ein Problem.

                      Gruß Michael
                      [FONT="Comic Sans MS"]Hughes 500E JetCat PHT2[/FONT]

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                      • Stefan Reusch
                        Stefan Reusch

                        #12
                        Re: Die "Leiden" des jungen M.

                        Hallo,

                        Schön das noch einer die Theorie vertritt. Ist allerdings nicht aus meinen ßberlegungen entsprungen, sondern Günther Wachsmuth hats mir erzählt und ich denke (auch unterstützt durch viele Versuche) das er Recht hat.
                        Gruß
                        Stefan

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                        • Jörg
                          Jörg

                          #13
                          Re: Die "Leiden" des jungen M.

                          Moin,

                          Massenträgheit ja, aerodynamischer Wiederstand eher nein.
                          Die aerodynamische 'Fläche' die hier bewegt werden muss, und das auch nur über einen sehr kurzen Weg, ist viel zu klein. Der Vergleich mit Butter hinkt hier ein bisschen.

                          Beweg mal ein DinA4 Blatt rauf und runter, kein großer Wiederstand. Die Gesamtfläche des 'Paddelkreises' dürfte in etwa in dem Bereich liegen.

                          Ich vertrete eher die Meinung das es zwar an den schweren Paddeln liegt, aber eben in dem Zusammenhang mit der Konstruktion des Kopfes.
                          Ein MP Kopf z.B. 'schwebt' sich anders.
                          Ich denke es ist der breite Schiebekolben im Zentralstück der Aufgrund von Zugbelastung in eine Richtung (die immer da ist, da kann man die Paddel noch so genau wuchten) im Zentralstück 'klemmt' und es daher zu erhöhten Losbrechmomenten kommt.

                          Beim MP Kopf mit seiner runden Messingkugel auf Delrin'schneiden' ist das Losbrechmoment geringer, folglich steuert er sich feiner.

                          Nur meine Ideen.


                          Gruß
                          Jörg

                          Kommentar

                          • Gerhard Grasser
                            Gerhard Grasser

                            #14
                            Re: Die "Leiden" des jungen M.

                            Der Losbrecheffekt nennt sich in der Fachsprache: "Stick Slip effekt".
                            Diesen Losbrecheffekt kann man so erklären:

                            Mann immt einen Schlitten und stellt diesen auf Schnee.
                            Nun setzt man ein Kind auf einen Schlitten.
                            Wenn man nun an der Schnur zieht, dann benötigt man zunächst viel Kraft um den Schlitten aus der Ruheposition heraus zu bewegen. Ist der Schlitten "losgebrochen" fährt er etwas aus eigener Kraft, Massenträgheit, etwas von alleine weiter.
                            Ist der Schlitten in Bewegung ist die Kraft zum weiterfahren geringer.


                            Gruß

                            Gerhard

                            Kommentar

                            • Fantus
                              Senior Member
                              • 25.05.2005
                              • 8357
                              • Torsten

                              #15
                              Re: Die "Leiden" des jungen M.

                              hmm? für mich war das immer der Unterschied zwischen Haft- und Gleitreibung..

                              Kommentar

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